Restaurant im Haus der guten Weine, Worms

Weinfakten aus Rheinhessen

DeutschlandssonnigstesGebiet

Es ist einfach so, dass sich in Rheinhessen bestimmte Rebsorten ganz besonders wohl fühlen. Daher werden sie hier sorgsam gepflegt und genießen Klassikerstatus. Andererseits sind die rheinhessischen Winzer von Haus aus neugierig und machen gern Experimente mit neuen und unüblichen Rebsorten. Das führt zu oft verblüffenden, eigenständigen und jedenfalls niemals langweiligen Ergebnissen.

Bei den Weißweinsorten steht die Müller-Thurgau-Rebe, aus der übrigens auch der Rivaner gemacht wird, mengenmäßig an der Spitze. Auf Platz zwei liegt die unbestrittene Königin unter den Reben, der Riesling. An dritter Stelle folgt der Silvaner, der lange Zeit die bedeutendste Sorte war, dann zugunsten anderer vernachlässigt wurde, jetzt eine Renaissance erlebt und heute als regionale Spezialität auf vielen Weinkarten zu finden ist. Rheinhessen verfügt über die größte Silvaner-Anbaufläche der Welt. Der Rest verteilt sich auf eine bunte Vielfalt von Sorten. Siebzig Prozent der Rebfläche sind insgesamt mit Weißweinsorten bepflanzt.

Auf die Rotweinsorten entfallen die übrigen dreißig Prozent der rheinhessischen Rebfläche. Dornfelder führt die Riege an. Der Senkrechtstarter stellt mittlerweile 13% der gesamten Rebfläche Rheinhessens. Blauer Portugieser und Spätburgunder folgen und bilden neben Regent, der sehr stark im Kommen ist, und einer Hand voll weiterer Rebsorten ein starkes Rotweinsortiment.

RheinhesseninZahlen

Gemeinden136
Gemeinden mit Weinbau133
Weinbaubetriebe (2007)3.219
Weinbaubetriebe mit Flaschenweinvermarktung (2008)1.770
Bestockte Rebfläche 2009 (ha)26.488
Rebfläche im Ertrag 2009 (ha)25.844
Bereiche3
Großlagen23
Einzellagen414
Gesamtfläche (qkm) ... fast 20% davon sind mit Rebstöcken bepflanzt1.401

Weinmosternte

 1.000 hlhl/ha
20052.44397
20062.560101
20072.840111
20082.813110
20092.55799
Im Durchschnitt der Jahre 1999 - 2008 105

Rebsorten2009

Müller-Thurgau4.340 ha16 %
Riesling3.890 ha15 %
Silvaner2.461 ha9 %
Dornfelder3.408 ha13 %
Portugieser1.612 ha6 %
Spätburgunder1.344 ha5 %
Weißwein zusammen18.285 ha69 %
Rotwein zusammen8.203 ha31 %
Die Wormser Liebfrauenkirche - Namensgeberin für einen weltweit bekannten Wein aus Rheinhessen -
Riesling unser Star unter den Weinen
Riesling Trauben
Riesling Trauben

Der Riesling ist der Star unter den deutschen Weißweinen und repräsentiert wie keine andere Rebsorte deutsche Weinkultur. Erste Hinweise auf die Verbreitung im heutigen Rheinhessen stammen aus dem ausgehenden 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1511. Gerätselt wird nach wie vor über die Namensableitung: Steht das Wort Riesling mit Verrieseln, mit reißender Säure, mit »edles Reis« oder mit Rusling (dunkles Holz) im Zusammenhang?  International ist er als »Rheinriesling« bekannt. In Rheinhessen sind derzeit 3769 ha und damit 14 % der Gesamtrebfläche mit Riesling bepflanzt.

Der Riesling ist eine langsam reifende Rebsorte. Typisch für den Riesling ist seine prägnante Fruchtsäure. Er ist prädestiniert für die nördlichen Anbaugebiete mit relativ kühlen Klimabedingungen, wo er über eine lange Reifezeit seine feinen Fruchtaromen entwickeln und in der späten Herbstsonne seine Reife vollenden kann. Er stellt die höchsten Ansprüche an die Lage, dafür aber geringe Ansprüche an den Boden. Je nach Standort, Bodenart und Mikroklima bringt er sehr unterschiedlich nuancierte Weine. Somit lässt sich bei ihm am einfachsten das Terroir erschmecken. Optimale Bedingungen bieten die wärmespeichernden steinigen Steillagen entlang der Flusstäler, wie diese in Rheinhessen beispielsweise der Rote Hang in Nierstein oder der Scharlachberg in Bingen sind.
 
Rieslingweine stehen in allen Qualitätsstufen und Geschmacksrichtungen zur Verfügung. Teilweise erfolgt der Ausbau im traditionellen Holzfass. Beim Ausbau im Stahltank besticht das feine Süße-Säure-Spiel der jungen Riesling-Weine. Neben unkomplizierten Alltagsweinen bietet die Rebsorte im Premiumbereich Rieslinge der Selection Rheinhessen und Große Gewächse aus den besten Lagen der Region. Die Krönung eines jeden Riesling-Jahrgangs sind die edelsüßen Spitzenweine. Edelsüße Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen oder Eisweine gehören auch international zu den am höchsten gehandelten deutschen Weinen. Der »typische« Riesling duftet nach Aromen von Pfirsich und Aprikose oder feinen Apfelaromen. Am Gaumen beeindruckt eine rassige, fast prickelnde Säure.
 
Der Riesling wird wegen seiner feinen Frucht und seiner prickelnden Säure auch gerne zu Sekt verarbeitet. Die großen Sektkellereien veredeln den Riesling zu Deutschem Sekt. Die kleineren Sektkellereien bereiten aus dem Riesling in der Regel einen Winzersekt nach dem traditionellen Verfahren der klassischen Flaschengärung. Ein wirklich prickelndes Vergnügen.

Grauburgunder

Grauburgunder Trauben
Grauburgunder Trauben

Zur Zeit sind 1158 ha in Rheinhessen mit dieser Sorte bestockt. Früher wurde der Graue Burgunder meist mit dem Synonym »Ruländer« bezeichnet. Dies waren oft süße und schwere Weine, wohingegen der Graue Burgunder vorwiegend trocken ausgebaut wird.
Von Burgund gelangte er in die Schweiz und nach Ungarn und vermutlich von dort im 14. Jahrhundert in unsere Regionen. Die Bezeichnung Ruländer geht auf den Kaufmann Johann Ruland zurück, der 1711 im pfälzischen Städtchen Speyer in einem Garten die Burgunderreben vorfand und vermehrte. »Ruländer« ist der Name, unter dem die Rebsorte klassifiziert ist, »Grauer Burgunder« und »Grauburgunder« sind die für deutsche Weine dieser Sorte zulässigen Synonyme. »Pinot gris« heißt der Grauburgunder in Frankreich und »Pinot grigio« in Italien.
Grauburgunder gedeiht besonders gut auf Lößterrassen, aber auch auf Kalkboden und steinigen Untergründen. Ertragsreduzierungen und effizientes Ausdünnen des Behangs sind gut möglich und werden vielfach zur Qualitätssteigerung praktiziert.
Typisch für den Grauburgunder ist der Duft von grünen Nüssen, Mandeln, frischer Butter sowie fruchtige Aromen, die an Birne, Trockenobst und Rosinen, Ananas und Zitrusfrüchte erinnern. Daneben treten aber auch vegetative Noten von grünen Bohnen oder Paprikaschoten auf.
Ein junger, trockener Grauburgunder ist als Sommerwein gut geeignet. Kräftigere Grauburgunder oder auch Weine der Selection Rheinhessen harmonieren gut mit Meeresfrüchten, kräftigem Seefisch, Pasta, Lamm, Wildgeflügel und Jungwild sowie reifem Weichkäse. Barriqueweine passen hervorragend zu intensiv schmeckenden Lammgerichten und leichten Wildgerichten, etwa Wildgeflügel oder Reh.

Weißburgunder

Weißburgunder Trauben
Weißburgunder Trauben

Der Blaue Burgunder (Pinot Noir) wird als Urform des Burgunders angesehen. Beim Grauburgunder handelt es sich um eine helle Knospenmutation des Blauen Spätburgunders, der Weiße Burgunder kann als Fortsetzung dieser Mutation über den Grauen Burgunder betrachtet werden. Bis zum Beginn der Traubenreife lassen sich diese drei echten Burgundersorten kaum unterscheiden. Mit zunehmender Reife entwickeln sich die Ausprägung der Traubenfarbe sowie die Duft- und Geschmackskomponenten.

Nachweislich bekannt ist der Weißburgunder seit dem 14. Jahrhundert. In Frankreich heißt die Sorte Pinot Blanc und in Italien Pinot Bianco. Auch in Österreich, der Schweiz oder Slowenien ist der Weißburgunder zu finden. Die deutschen Winzer entdecken mehr und mehr den Wert dieser eleganten Rebsorte, von der in Rheinhessen aktuell 730 ha angebaut werden.

Die Ansprüche des Weißburgunders an Boden und Klima deuten auf die Verwandtschaft mit dem Spätburgunder hin. Der Weißburgunder bevorzugt warme, möglichst tiefgründige und kräftige Böden sowie exponierte, trocken-warme Lagen. Die Sorte ist im Anbau unkompliziert und kann durch eine lange Reifezeit hohe Mostgewichte erreichen.

Der Weißburgunder präsentiert sich mit feinfruchtigem Duft. Typisch ist sein leicht nussiges Aroma. Trocken ausgebaut ist der Weißburgunder mit seiner frischen Säure und einer feinen Frucht ein idealer Menüwein. Leichte Weißburgunder sind dezenter im Aroma, das häufig an grüne Nüsse, Apfel, Birne, Quitte, Aprikose, Zitrusfrüchte oder frische Ananas erinnert. Seine pikante Säure macht ihn zu einem launigen Menübegleiter. Er eignet sich hervorragend zu Meeresfrüchten, Fisch, Kalb- und Schweinefleisch sowie Geflügel, oder einfach als gut gekühlter Terrassenwein. Extraktreichere Varianten und Barriqueweine begleiten auch Lamm oder zarte Gerichte vom Jungwild.

Silvaner

Silvaner Trauben
Silvaner Trauben

Der Klassiker unter den rheinhessischen Weißweinsorten wird seit mehr als350 Jahren in Deutschland kultiviert.

Nach vielen Spekulationen über den Ursprung der Rebe, von Balkan und Transsylvanien bis hin zum „Österreicher“ ist mittlerweile auch die Herkunft der Sorte sicher. Durch Genanalysen wurde festgestellt, dass er in der Tat aus dem Alpengebiet stammt. Man hat nachgewiesen, dass der Silvaner durch eine Kreuzung aus Traminer und Österreichisch-Weiß entstand. 1659 wurden in Castell am Steigerwald die ersten Silvanerreben in Deutschland gepflanzt. Wenige Jahre später wuchs er im ganzen Land und Mitte des letzten Jahrhunderts war jede zweite Rebe in Deutschland – wegen ihrer Ertragssicherheit und Zuverlässigkeit – eine Silvanerrebe. Rheinhessen gilt seit über hundert Jahren als das weltweit größte Silvaneranbaugebiet. In der Rebsortenstatistik liegt der Silvaner mit 2468 ha aktuell auf Nummer 3 unter den weißen Sorten.

Als Weißwein-Klassiker ist die Sorte mittlerweile ein absolutes Thema unter den Spitzenwinzern in Rheinhessen. ‚Den’ Silvaner gibt es nicht, sondern es wird viel gespielt, mit verschiedenen Stilrichtungen – mit feinfruchtigen, filigranen Typen aus dem Edelstahltank und kräftigen, würzig-cremigen Typen aus dem großen Holzfass. Der Silvaner steht für rheinhessische Identität und wird mehr und mehr von den jungen und den innovativen Winzern Rheinhessens aufgegriffen. Bei reduzierten Erträgen im Weinberg und sorgfältigem Ausbau zeigt er die Besonderheiten des jeweiligen Bodens, auf dem er wächst.

Silvaner ist ein hervorragender Begleiter zu Speisen und ein Allrounder in der Küche. Mit den verschiedenen Spielarten lässt sich vom Aperitif bis zum Dessert ein ganzes Menü begleiten. Einfache Schoppenweine passen hervorragend zu deftigen, regionalen Gerichten. Der RS Rheinhessen Silvaner begleitet in idealer Weise die leichte Frühlings- und Sommerküche. Die üppigen Premiumsilvaner vollenden kräftige Fleischgerichte. Und zum süßen Abschluss passen natürlich eine Trockenbeerenauslese oder gar ein Silvaner Eiswein absolut perfekt.

Bereits seit Mitte der 80er Jahre gibt es den RS Rheinhessen Silvaner. Der RS ist ein trockener Klassiker des jeweiligen Weingutes, der einem definierten, sortentypischen Geschmacksbild entspricht: "Duft nach Fruchtaromen und Wiesenkräutern, feinfruchtige Art, Harmonie". Die Weine müssen sortenrein sein, das Verhältnis von Säure zu Restsüße muss gut balanciert und die Säure muss frisch und lebendig sein. Die Erzeugung des RS unterliegt strengen Qualitätsrichtlinien, deren Prüfung sich die Weine Jahr für Jahr unterziehen müssen.

 

Müller Thurgau

Müller-Thurgau Trauben
Müller-Thurgau Trauben

Professor Hermann Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau verdankt der Müller Thurgau seine Existenz und seinen Namen. Müller, der von 1850 bis 1927 lebte, züchtete in der Forschungsanstalt Geisenheim den Müller-Thurgau. Neuere Genuntersuchungen deuten zweifelsfrei darauf hin, dass ihm dies durch eine Kreuzung von Riesling x Madeleine royale gelang. In der schweizerischen Forschungsanstalt Wädenswil wurde die Sorte weiterentwickelt und 1913 nach ihrem Züchter benannt. Das Synonym Rivaner ist eine Kurzfassung der Worte Riesling und Silvaner. Diese beiden Sorten sah man lange Zeit als Eltern des Müller-Thurgau an. Mit einer Fläche von 4320 ha und einem Anteil von gut 16 Prozent der rheinhessischen Rebfläche hat der Rivaner nach wie vor eine überragende Bedeutung und liegt an der Spitze aller angebauten Sorten.
Die Rebsorte reift früh und liefert süffige, manchmal blumige, mit einem feinfruchtigen Muskataroma versehene Weine mit milder Säure. Der Ausbau erfolgt meist in Edelstahltanks, wodurch in idealer Weise die Frische und der typische Sortenduft  erhalten werden kann. Oft handelt es sich um trockene oder feinherbe Qualitätsweine.
Die unkomplizierten Weine werden aufgrund ihrer harmonischen Charaktereigenschaften gerne getrunken. Tragen sie die Bezeichnung Rivaner auf dem Etikett, so kann man davon ausgehen, dass es sich um einen trockenen, eher jugendlichen, leichten und frischen Wein handelt. Müller-Thurgau-Weine sind meist unkomplizierte Alltagsweine. Sie eignen sich zu zart-aromatischen bis würzig deftigen Speisen. Ein hervorragender Vesperwein.

Blauer Spätburgunder

Blauer Spätburgunder Trauben
Blauer Spätburgunder Trauben

Was der Riesling für die Weißweine bedeutet, verkörpert der Spätburgunder unter den Rotweinen: Weine für gehobene Ansprüche. Die Rebsorte Spätburgunder oder Pinot Noir zählt zur Burgunderfamilie. Diese gehört wohl zu den frühesten aus den Wildreben im westlichen Mitteleuropa ausgelesenen Sorten. Karl der Dicke brachte die Sorte 884 an den Bodensee. Im 18. Jahrhundert soll die Sorte aus dem Burgund an die Ahr gebracht worden sein. Einen Aufschwung erfuhr der Spätburgunder vor 150 Jahren mit der Ausweitung der Sektproduktion, für die man reine Burgunderweinberge anpflanzte. In Rheinhessen liegt er mit einer Fläche von 1350 ha auf Platz drei bei den roten Sorten.

Dieser rote Klassiker verlangt viel Sorgfalt und stellt hohe Ansprüche an Klima und Boden. Am besten gedeiht er in so genannten Rieslinglagen.
Spätburgunder wird klassischer Weise als trockener Rotwein ausgebaut, bei besonderen Qualitäten auch im Barriquefass. Als Rosé ist er ein toller Sommerwein. Werden die Trauben nach der Lese sofort abgepresst, so entsteht aus dem hellen Saft ein »Blanc de Noir«, ein Weißwein aus dunklen Trauben, der sich sowohl für die Terrasse als auch zum Essen hervorragend eignet. Der Spätburgunder ist zusammen mit anderen Burgundersorten (Schwarzriesling und Chardonnay) ein wichtiger Cuvée-Partner in der Sektbereitung. 

Spätburgunderweine von internationalem Format werden in der Regel im Barrique ausgebaut und zeigen intensive Fruchtaromen von roten Beeren, oftmals durchzogen von feinen Röstaromen, die an Vanille, Mokka oder Schokolade erinnern.  Der für Rheinhessen traditionelle "Ingelheimer Spätburgunder" hat einen leicht süßlichen Duft nach roten Früchten, von Erdbeere über Kirsche und Brombeere bis hin zur schwarzen Johannisbeere. Spätburgunder Rotweine sind ideal Essensbegleiter. Sie eignen sich hervorragend zu dunklem Fleisch, zu Wild und Wildgeflügel, aber auch zu verschiedensten Käsesorten. Solo ist der Spätburgunder ein phänomenaler Alleinunterhalter.

Frühburgunder

Burgunder Trauben
Burgunder Trauben

Der Frühburgunder stammt aus der Burgunderfamilie und ist eine natürliche Mutation des Spätburgunders. Seinen Namen trägt er durch die wesentlich frühere Reife, in der Regel etwa zwei Wochen vor dem Spätburgunder. Der Frühburgunder drohte in den 1960er Jahren aus Deutschland zu verschwinden. Damals waren gerade einmal 15 ha im Ertrag. Schließlich erkannte man an der Forschungsanstalt Geisenheim das Potential der Rebe und begann Mitte der 1970er Jahre mit systematischer Erhaltungszüchtung. Die Frühburgunderfläche in Rheinhessen liegt aktuell bei 82 ha und ist damit eine absolute Spezialität im Angebot der Roten Sorten.

Die Beeren des Frühburgunders sind kleiner als die des Spätburgunders. Viele Geschmacksstoffe sitzen in der Schale der Weinbeeren. Da bei kleineren Beeren das Verhältnis von Schale zum Rest der Beere größer und der Ertrag außerdem dadurch niedriger ist, bringt der Frühburgunder nicht selten samtigere und gehaltvollere Weine als sein "großer Bruder" hervor.

Die Weine haben eine dunkle rubinrote Farbe. Sie sind weich, füllig und gehaltvoll. Typische Aromen für den Frühburgunder sind Kirsche, Brombeere, schwarze Johannisbeere, Himbeere und oft auch rauchige Noten. Der Frühburgunder wird häufig im Holzfass oder im Barrique ausgebaut.
Als kräftiger Wein begleitet er besonders gut Speisen wie Wildbraten, Kurzgebratenes oder saftige Lammkeulen. Natürlich harmoniert er auch mit Käse sehr gut, der eine gewissen Schärfe und Würze mit sich bringt.

Dornfelder

Dornfelder Trauben
Dornfelder Trauben

Der Dornfelder ist die erfolgreichste deutsche Neuzüchtung bei den Rotweinsorten. Seine Ursprünge führen nach Württemberg, in den Ort Weinsberg. Dort gab der Weinbaufachmann Imanuel Dornfeld den Anstoß zur Gründung der dortigen Weinbauschule. August Herold - er lebte von 1902 bis 1973 - züchtete dort bereits 1955 den Dornfelder. Es dauerte einige Jahre, bis sich die Sorte unter den Winzern etablierte. Anfänglich wurde sie zum Verschnitt mit hellen Rotweinen (»Deckrotwein«) benutzt, um diesen eine dunklere Farbe zu geben, bis man das Potenzial des Dornfelders erkannte. Mitte der siebziger Jahre, bis dahin gab es gerade mal 100 Hektar Dornfelder-Weinberge,  begann sich die Sorte Dornfelder durchzusetzen. Heute sind 3400 ha in Rheinhessen mit Dornfelderreben bepflanzt. Damit ist er die meistangebeute Rotweinsorte des Anbaugebietes.

Es handelt sich um eine robuste, wenig anfällige und ertragreiche Rebsorte. Viele Winzer reduzieren bereits zu Beginn der Reifeperiode die Erträge, um aus den verbleibenden Trauben intensivere kräftige Rotweine zu erhalten.

Dornfelder wird vornehmlich als trockener Rotwein, teilweise auch halbtrocken oder lieblich ausgebaut. Es gibt zwei unterschiedliche Ausbaustile. Der erste betont die intensiven Fruchtaromen wie Sauerkirsche, Brombeere und Holunder und wird jung auf den Markt gebracht. So ist teilweise der neue Jahrgang bereits als Primeur zu kaufen. Andere Winzer bauen den Dornfelder im großen oder kleinen Holzfass (Barrique) aus, betonen mehr die Gerbstoffe und Struktur des Weins. Meist handelt es sich um kräftige, gehaltvolle und harmonische Weine. Typisch für den Dornfelder ist seine tiefdunkle Farbe mit violetten Reflexen.
Dornfelder sind, wie andere kräftige Rotweine, natürlich ideal für die kühlere Jahreszeit. Sie passen dann auch zu deftigem Braten, Wild oder Käse.

Portugieser

Portugieser Trauben
Portugieser Trauben

Die Herkunft des Portugiesers kann nicht eindeutig belegt werden. Er ist über Österreich (18. Jahrhundert) nach Deutschland (19. Jahrhundert) gekommen. Johann Philipp Bronner übernahm die Erhaltungszüchtung des Portugiesers, dessen Ursprung in Österreich-Ungarn vermutet wird. Nachdem sich viele Winzer in den 70er Jahren vom Blauen Portugieser verabschiedet hatten, nahm die Anbaufläche im nachfolgenden Jahrzehnt wieder zu und hat sich seit den neunziger Jahren weitgehend stabilisiert. In Rheinhessen liegt die Anbaufläche bei rund 1600 ha.

Die Sorte stellt geringe Boden- und Lagenansprüche, ist allerdings weniger für feuchte und schwere Böden geeignet. Auch mit nährstoffarmen Sandböden kommen die Reben gut zurecht. Die Trauben reifen früh und können mitunter schon in der ersten Septemberhälfte geerntet werden. Vielfach wird der Traubenmost umgehend oder nach kurzer Standzeit abgepresst und zu Weißherbst ausgebaut. Die hellrote Farbe legt die Bereitung von Weißherbst nahe.

Der Portugieser gilt als unkomplizierter, angenehmer, vollmundiger, süffiger und frischer Wein. Ohne all zuviel Tannin entwickelt er sich schnell und ist schon im Frühjahr ein harmonischer Wein. Er kann dann auch etwas kühler (Rosé 9 - 13° C und Rotwein 14 - 16° C) serviert werden. Das verstärkt den erfrischenden Charakter des leichten Rosé- oder Rotweins, der meist eine angenehm lebendige Säure mitbringt. Im Duft finden wir feine Beerenaromen wie rote Johannisbeere, Himbeere oder Erdbeere, mitunter auch Sauerkirsche. Der Portugieser kann bei vielen Gerichten ein dezenter Essensbegleiter sein. Er ist ein unkomplizierter Vesperwein und als Weißherbst gar ein guter "Gesprächspartner" an lauen Sommerabenden.

Regent

Regent Trauben
Regent Trauben

Die Sorte Regent ist eine der wenigen Neuzüchtungen, denen eine rosige Zukunft vorhergesagt wird. Denn sie liefert feurige, beinahe südländische Weine. Dem Institut für Rebenzüchtung auf dem Geilweilerhof bei Siebeldingen in der Südpfalz gelang im Jahr 1967 die Kreuzung aus (Silvaner x Müller-Thurgau) x Chambourcin. Erste Pflanzungen in den Weinbauversuchsbetrieben erfolgten ab 1985. In Rheinhessen hat sich die Regentrebfläche seit 1994 auf mittlerweile ca. 800 ha ausgebreitet.
Eine frühe Reife, ein überdurchschnittliches Mostgewicht, die dunkle Farbe und eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Winterfrösten sind die Pluspunkte der Rebsorte. Besonderheit der Rebsorte ist die Pilzresistenz gegenüber Mehltau, weshalb der Regent auch bei ökologisch arbeitenden Winzern sehr beliebt ist. Die Sorte mag jedoch keine kalten, windigen Lagen - hier neigt sie zum Verrieseln.
Der Regent erreicht Mostgewichte, die gar die des Spätburgunders übertreffen. Die Erträge halten sich wie beim Pinot Noir in Grenzen. Entsprechend gehaltvoll fallen die Weine aus. Die moderaten Säurewerte lassen den Ausbau milder und samtiger Rotweine zu. Typisch für den Regent ist seine intensive rote Farbe nach vollbrachter Maischegärung.
sorte Regent erst wenige Jahre auf dem Markt, doch schon lässt sich ein eigener Weinstil ausmachen. Meist sind es durchgegorene, stoffige, beinahe südländische Weine mit einem schmeckbaren Tanningerüst. Die Aromen von Pflaumen oder Johannisbeeren erinnern an international renommierte Rotweinsorten. Hochwertiges Lesegut wird auch im Barrique ausgebaut.
Die Weine begleiten die herzhafte Vesperplatte, etwa mit Salamiwürsten und gut gereiftem Bergkäse, ebenso gut wie intensiv schmeckende Fleischgerichte mit konzentrierten Saucen, eine Lammkeule, ein Ochsenschwanzragout oder ein Wildgericht.

St.Laurent

St. Laurent Trauben
St. Laurent Trauben

Einem Südpfälzer Winzer ist es wohl zu verdanken, dass die wertvolle Rebsorte auch in Deutschland erhalten blieb und nun eine Renaissance erleben darf. Der vermutlich letzte in Deutschland noch vorhandene Rebstock wäre beinahe in den sechziger Jahren in der Rebschule Rhodt ausgehackt worden. Nach einigen Jahren der Erhaltungszüchtung hatten die Rebschulen wieder Pflanzmaterial. Seitdem wächst die mit Saint Laurent bestockte Rebfläche beständig. In Rheinhessen auf etwas mehr als 300 ha. Ihren Namen erhielt die Sorte möglicherweise durch den Kalenderheiligen St. Laurentius. Er gilt im übrigen auch als Schutzpatron der Köche. Dessen Gedenktag fällt mit dem Beginn der Traubenreife des Saint Laurent (10. August) zusammen. Der Saint Laurent zählt zur Familie der Burgunder. Er wurde lange Zeit als Spielart des Spätburgunders eingeordnet, später jedoch als eigenständige Rebsorte apostrophiert.

Der Saint Laurent treibt früh aus und reift zeitig. Tiefgründige Böden sind ebenso geeignet wie kalkhaltige, wie sie in Rheinhessen weit verbreitet sind. Hohe Mostgewichte kombiniert mit guten Extrakt- und Säurewerten lassen meist kräftige und gleichzeitig frisch - fruchtige Rotweine entstehen. Verschiedentlich werden höhere Qualitäten auch im Barrique ausgebaut. In der Farbe sind sie tiefrot. Mitunter lassen sich in den fruchtigen Weinen Aromen von Holunderbeeren oder von Wildkirschen erkennen.
Der Saint Laurent gilt in vielen Sortimenten als Spezialität und ist daher oft in ausgezeichneten Qualitäten zu finden. Je nach Fruchtigkeit und Dichte passen sie zu leichteren oder kräftigeren Gerichten bis hin zu Wild und reifem Käse.

Winzersekt

AusFrankreichkommtdieMethode,dieQualitätkommtausRheinhessen

Der Mönch Dom Pérignon, der die Methode entwickelte, lebte vor über dreihundert Jahren in einer Benediktinerabtei in der Champagne, und ihn faszinierten offenkundig nicht nur geistige Gedanken, sondern ebensolche Getränke. Warum das Verfahren heute nicht seinen Namen trägt, sondern den der Region, ist leider nicht überliefert. Gott sei Dank, aber die Methode. Und die führt in Rheinhessen zu allerfeinsten Resultaten.

Seit Anfang der 80er Jahre haben die Rheinhessen sich die Methode, nach der der weltberühmte Champagner bereitet wird, zueigen gemacht, aber eigenwillig interpretiert und benannt. Winzersekt heißt das schäumende Getränk aus Rheinhessen. Typisch für den Winzersekt ist, dass er mit seinem feinen Mousseux die Rebsorten unterstreicht, aus denen er bereitet wird. Allen voran der Riesling mit seiner fruchtigen Säure, die die besten Voraussetzungen für eine zweite Gärung auf der Flasche mitbringen. Aber auch die anderen Rebsorten stehen nicht hinten an. Seitdem die Idee Anfang der 80er Jahre in Rheinhessen Fuß gefasst hat, hat der Winzersekt, bereitet nach der traditionellen Methode jenes besagten Benediktinermönchs Dom Pérignon, in immer mehr Sortimenten seinen festen Platz gefunden. Mit allem was dazugehört: der mindestens neunmonatigen Phase der Gärung auf der Hefe, dem aufwändigen Rüttelvorgang, damit die Hefe sich löst und im Flaschenhals sammelt und dem abschließenden Degorgieren.


Der Hefepropf, der sich durch das Rütteln im Flaschenhals gebildet hat, wird beim Degorgieren aus der Flasche geschossen
Der Hefepropf, der sich durch das Rütteln im Flaschenhals gebildet hat, wird beim Degorgieren aus der Flasche geschossen

Der Hefepropf, der sich durch das Rütteln im Flaschenhals gebildet hat, wird beim Degorgieren aus der Flasche geschossen

Die letzte Abstimmung erfolgt durch die Beigabe eines kleinen Flüssigkeits-Ausgleichs, der Dosage. Sie entscheidet über den Geschmack. Und der reicht von »extra brut« (maximal 6 g Restzucker pro Liter) über »brut« (maximal 15 g/l), »extra trocken« (12-20 g/l) und »trocken« (17-35 g/l) bis hin zu »halbtrocken«
(33-50 g/l) und »mild« (über 50 g/l).

Wobei der Weinkenner sich hier nicht irritieren lassen sollte, denn beim Sekt gelten andere Gesetze als beim stillen Wein (wo die Obergrenze für »trocken« schon bei 9 g/l liegt). Und durch die Kohlensäure wird der Grad an Restsüße ohnehin deutlich anders wahrgenommen.

Motor der Entwicklung in Rheinhessen ist die Erzeugergemeinschaft Winzersekt in Sprendlingen. 1000 Winzer sind in dieser Gemeinschaft zusammengeschlossen, die im Jahr 1981 gegründet wurde. Der Anstoß dazu war eine Trotzreaktion der Winzer, die nicht akzeptieren wollten, dass die meisten Sektkellereien einen großen Bogen um Grundweine aus den deutschen Anbaugebieten machten. Gegen die Markensekte der Großen setzen die Winzersektmacher ihre Individualsekte.
Knapp 2 Mio. Flaschen Sekt wurden im vergangenen Jahr aus rheinhessischen Grundweinen hergestellt und unter der Absenderangabe des Weinbaugebietes Rheinhessen vermarktet. Mehr als 50% aller mit dem Anbaugebiet Rheinhessen deklarierten Sekte wurden dabei nach dem klassischen Verfahren der Méthode champenoise hergestellt. Neben dem Winzersekt-Pionier und -Schrittmacher in Sprendlingen sind es mehrer kleine Sektmanufakturen sowie die Weingüter selbst, die sich in dieser aufwändigen Sektherstellung engagieren.

Man sieht - die Winzer aus Rheinhessen geben sich viel Mühe mit ihrem Sekt. Und diese Mühe wird reichlich belohnt. Zwar nicht so sehr mit Geld, denn da liegen die mythosbeladenen französischen Vettern weit vorn. Aber mit respektvollem Lob von renommierten Weinfreunden, denen innere Werte mehr bedeuten als große Namen.

Wissenswertes: